Michael  Benitz informierte

Gut besuchte Einwohnersammlung in Staufen / „Photovoltaik-Kampagne ist ein Riesenerfolg“

Staufen. In der jährlichen Einwohnerversammlung informierte Bürgermeister Michael Benitz kürzlich Staufener Bürgerinnen und Bürger über die wichtigsten kommunalen Projekte des laufenden Jahres. Das Interesse in der Bürgerschaft war groß – die Belchenhalle war bestens gefüllt.

2022 fand die Einwohnerversammlung wegen Corona im Zelt der Kulturbaustelle statt, 2023 stand sie ganz im Zeichen des Bürgerentscheids über das Faustforum. Dieses Jahr war wie gewohnt die Belchenhalle Veranstaltungsort, voraussichtlich 2025 wird es dann der große Saal des Faustforums sein. Der Bau des größten Projektes der Stadt macht sichtbare Fortschritte. „Der Saal zeichnet sich ab, die Bodenplatte für die Mediathek ist fertig. Wir sind zeitlich gut im Rennen und liegen rund 1 Million unter der Kostenrechnung. Deshalb wird bei der Klimatisierung eine bessere Variante umgesetzt“, berichtete Bürgermeister Michael Benitz. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Neubau des Technischen Rathauses, das wegen Risseschäden im September 2014 abgerissen werden musste. Ein Neubau soll für das Bauamt erstellt werden, das Stadtarchiv wird in einem weiteren Neubau auf dem Grundstück des ehemaligen „Haus Herrmann“ Platz finden. Bis Dezember 2024 wird das historische Rathaus saniert, was den Arbeitsalltag in den Büros der Verwaltung massiv beeinträchtigt. „Wenn wir gewusst hätten, wie schlimm es wird, wären wir in Container umgezogen“, so Benitz. Ein positives Ergebnis brachten die Messungen im März: Nur ein kleiner Bereich im Zentrum weist noch Hebungen zwischen 0,5 und 1 mm im Monat auf. Insgesamt wurden 707 Schlichtungsanträge abgewickelt, 17 Mio Euro wurden ausgezahlt, davon 4 Mio von der Stadt Staufen. Für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen wurden im laufenden Haushalt 750.000 Euro eingestellt, davon soll unter anderem eine 300 Meter lange neue Mauer am Neumagen erstellt werden. Für Gebäude-Energie-Sanierungen gibt es Zuschüsse von Land und Kommune, die Resonanz sei aber nicht so groß wie erwünscht, stellte Benitz fest. „Dafür ist unsere Photovoltaik-Kampagne ein Riesenerfolg!“ Staufen will bis 2050 klimaneutral werden. „Wenn wir vier Windkraftanlagen (WKA) auf unserer Gemarkung aufstellen, wären wir das rechnerisch sofort, aber wollen wir das?“ Auch ohne Beteiligung der Fauststadt werden ringsum WKA-Türme entstehen, vier in der Ebene bei Ehrenkirchen, von Osten gesehen direkt vor der Burg, vier bis sechs Anlagen hinter Etzenbach. Im Staufener Wasserschutzgebiet Breitner Kopf werden keine WKA mehr ausgewiesen. 
Zusammen mit Hartheim hat Staufen die Kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht. „Nicht wegen gemeinsamer Anschlüsse, sondern wegen mehr Fördermitteln“, erklärte Benitz. Staufen wird sein bestehendes Netz von drei Heizkraftwerken in Wolfacker, Rundacker II und Schladererstraße weiter ausbauen und neue Anschlüsse ermöglichen, aber es kann nicht jedes Haus angeschlossen werden, im Fokus stehen ältere Mehrfamilienhäuser. 
Der 2021 vom Gemeinderat beschlossene Ausbau des Fahrradweges zwischen Staufen, Wettelbrunn und Gallenweiler wird wegen bürokratischer Hindernisse erst jetzt begonnen und soll bis Jahresende fertig sein. 

In der Kinderbetreuung ist Staufen gut aufgestellt. Ein weiterer Kindergarten wird in Rundacker II gebaut. „Dem Rechtsanspruch auf Ganztagsschule, der 2026/27 greifen wird, sehen wir mit unserer Ganztagsgrundschule in Wahlform, die von rund 60 Prozent der Eltern in Anspruch genommen wird, gelassen entgegen“, betonte Benitz. 
Sorgenkind ist das Wahrzeichen Staufener Burg. Die Bestandserfassung zeigte ein erschreckendes Ausmaß an Schäden. Ab 2026 wird ein Gesamtkonzept zur Sanierung umgesetzt.
Sorgen bereitet auch die Unterbringung von Geflüchteten. Benitz wünschte sich eine realistischere Migrationspolitik. Im Gaisgraben III soll eine Containersiedlung in Holzmodulbauweise entstehen, die später anderweitig genutzt werden kann. Im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms soll als zweites großes Projekt nach dem Schladerer-Areal das Kapuzinerhof-Areal entwickelt werden. Um einen Aufstockungsantrag für die Förderung zu stellen, wurden Angebote und Vorschläge von vier Planungsbüros angefordert. „Diese Fläche zu entwickeln wird spannend“, meinte Benitz. Als wichtiges historisches Denkmal ist das Kloster sakrosankt, einige Gebäude sind jedoch marode und müssen abgerissen werden. 
Am zweiten Bauabschnitt der Ortsumfahrung wird nach der Verzögerung durch einen Ausschreibungsfehler und dem Abschluss der archäologischen Grabungen weiter gebaut. Anfang Mai werden Unterführung und Fahrradweg freigegeben. 
Trotz der großen Projekte und Herausforderungen ist die Finanzlage der Stadt noch gut. Nach einem Jahresergebnis von 6,9 Mio in 2022 und sechs Mio 2023 wird der Planansatz von 5,9 Mio für 2024 voraussichtlich übertroffen. „Die Schulden haben sich verringert, trotz der Investitionen der letzten 20 Jahre. Im kameralen Haushalt sind wir schuldenfrei“, konnte Bürgermeister Benitz den Zuhörern mitteilen. Fragen aus der Bürgerschaft betrafen den Bolzplatz, die gefährliche Straßenquerung der L123 bei Grunern, Kritik am geplanten Beregnungsverband und die neue Grundsteuer.  Dr. Sabine Brandenburg-Frank